Das Bild zeigt eine Umfrage zu Wahlplakaten in der Stadt Esslingen. Im Vordergrund sieht man drei Behältnisse, in denen Mit Tischetennisbällen ein Meinungsbild abgefragt wurde. Im Hintergrund steht das Thema an eine Tafel geschrieben

Junge Stimmen, starke Wirkung

Die Toiletten sind nicht sauber, die Öffnungszeiten sind zu kurz und es gibt zu wenig von ihnen. Das sind die Meinungen der Bürger*innen zu der Toiletten-Situation in Esslingen. Um das zu ändern haben Majlinda und Daniel ein Projekt ins leben gerufen. Die Beiden haben ein Infostand in der Innenstadt organisiert, bei dem sie mit vielen Bürger*innen ins Gespräch kommen.

Das Bild zeigt eine Umfrage zu Wahlplakaten in der Stadt Esslingen. Im Vordergrund sieht man drei Behältnisse, in denen Mit Tischetennisbällen ein Meinungsbild abgefragt wurde. Im Hintergrund steht das Thema an eine Tafel geschrieben
Quelle: Nicole Tourianski

Majlinda Hasanaj und Daniel Krusic sind 20 Jahre und 26 Jahre alt und engagieren sich ehrenamtlich bei der SPD. Beide sind aktive Mitglieder der Jusos, der Jugendproganisation der SPD und spielen eine wichtige Rolle im Vorstand. Während Majlinda als Vorsitzende der Jusos Esslingen Stadt fungiert, übernimmt Daniel die Position des stellvertretenden Vorsitzenden.

Mit dem Näherrücken der Europawahl und der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 steigt auch das Interesse. Laut dem ZDF-Politbarometer, zeigen nach Mitte April 44 Prozent und Ende April 50 Prozent, jetzt 57 Prozent ein sehr starkes oder starkes Interesse an der Europawahl.

Ein Datum, das nicht nur auf dem Kalender, sondern auch in den Köpfen der Bürger*innen präsent ist. Ein Zeichen dafür, sind die zahlreichen Wahlplakate, die an den Laternen der Stadt hängen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Quelle: Nicole Tourianski

Dieses Jahr dürfen bei der Europawahl zum ersten Mal auch 16-jährige wählen. Die Absenkung des Wahlalters ist ein Umstand, der durchaus heiß diskutiert wird. Bei der deutlich älteren Kommunalwahl wurde schon 1970 das Wahlalter ein erstes Mal von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Inzwischen dürfen 16-jährige schon seit 2014, also bereits zum dritten Mal wählen gehen. Mich interessiert, was Majlinda und Daniel von einem Wahlalter ab 16 halten.

„Wir sind die Zukunft. Wenn auf kommunaler Ebene Entscheidungen getroffen werden, sollte die Jugend mitbestimmen dürfen. Nichts ist schlimmer, als wenn ihre Sorgen nicht gehört werden. Das führt nur zu Frustration. Durch die Wahl gibt man der Jugend eine Möglichkeit gehört zu werden.“, sagt Majlinda. Auch Daniel sieht nur Positives bei der Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. „Politik betrifft jeden“, sagt Daniel, „wenn zum Beispiel Änderungen im Hinblick auf öffentliche Verkehrsmittel getroffen werden, betrifft dies vor allem auch Schüler*innen.“ Ein weiterer Vorteil, den Daniel anspricht, ist das Umfeld, durch welches sich die 16-jährigen mit dem Thema Wahlen zwingend auseinandersetzen müssen. „Die meisten 16-Jährigen wohnen noch zu Hause und gehen zur Schule, das heißt es gibt einen Resonanzraum, der darüber debattiert. In der Schule wird im Gemeinschaftskundeunterricht darüber gesprochen und manchmal werden sogar Wahlen simuliert. Wenn man über 18 ist und schon von zu Hause ausgezogen ist und studiert oder eine Ausbildung macht ist man in einem ganz anderen Umfeld, welches das Thema Wahlen nicht aktuell im Fokus hat. Es ist wichtig die Leute an die Demokratie ran zuführen, sei es durch das Elternhaus oder durch die Schule. Das Wahlrecht ab 16 hat somit einen massiven Vorteil, dass es diesen Resonanzraum gibt, und dadurch haben wir die Chance mehr Demokrat*innen zu erziehen.“

Ein oft genanntes Argument, wenn über die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre diskutiert wird, ist, Jugendliche seien noch nicht reif genug. Doch stimmt das? „Es können doch auch 18-jährige nicht reif genug sein“ argumentiert Daniel. „Die Reife kann man nicht an einem Alter festhalten. Es gibt genug 16-jährige, die ihre Entscheidungen gut nachvollziehen können. Auch Erwachsene können falsche Entscheidungen treffen.“ Majlinda argumentiert außerdem damit, dass die 16-jährigen in anderen Lebensbereichen reif genug sein müssen. „16-jährige dürfen entscheiden, ob sie eine Ausbildung machen, ob sie Alkohol trinken, oder welcher Religion sie angehören wollen. Sie bestimmen schon in vielen Bereichen mit. Man erwartet also von ihnen, was sie mit ihrem Leben anfangen, was für eine Ausbildung sie machen wollen, aber man traut ihnen nicht zu, dass sie politisch mitentscheiden können.“ Das stellt Majlinda kritisch in Frage.

Neben einem Instagram Account, haben die Jusos auch einen TikTok Account, auf dem sie über die Kommunalwahl aber auch über andere Themen informieren. Vor allem in der Wahlkampfphase wird es Posts geben, die die Kommunalwahlen zu erklären um Jungwähler*innen näher zu kommen und sie zu informieren. Majlinda und Daniel waren außerdem am 18.Mai auf der Maille in Esslingen vor Ort. Ganz nach dem Motto, Wurst im Brötchen und Quatschen wurde gegrillt, Spiele gespielt und man konnte den beiden Fragen stellen und in den Austausch kommen. Ein bisschen wie bei dem Toiletten-Projekt.

Und sollen auch 14-jährige irgendwann wählen dürfen? Majlinda hält eine Debatte unter 16 Jahren für schwierig: „Der Großteil strahlt mit 16 Jahren eine andere Mündigkeit aus, als mit 14. Mit 14 ist man noch sehr in der pubertären Phase. Es ist wichtiger sich erstmal auf das Wahlalter ab 16 einzustellen, bevor man über eine weitere Absenkung spricht. Der erste Schritt ist in der Kommune ab 16 zu wählen, der nächste Schritt, den wir dieses Jahr erreicht haben, ist die Europawahl ab 16 und der letzte Schritt wäre, das Wahlalter bei den Bundestagswahlen auf 16 zu senken.“ Laut Daniel kann eine politische Beteiligung auch unabhängig von einer Wahl funktionieren. „In Esslingen gibt es einen Jugendgemeinderat, bei dem sich junge Menschen ab 14 Jahren politisch beteiligen können. So führt man junge Menschen auch an die Demokratie ran.“


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