Was braucht es, um erfolgreich eine Fernbeziehung zu führen? Jeffrey und Wilfried, haben als transnationales Paar bereits viele Erfahrungen in ihrer Fernbeziehung sammeln können. Wie es für sie war, als die Pandemie beide getroffen hat, dass erzählten sie unser Reporterin Dana in einem Interview.
von Dana Jabari
(Das Interview wurde auf Englisch geführt)
Winfried und Jeffrey teilen eine ganz besondere Geschichte miteinander. Mir fiel während unseres Zoom-Calls schnell auf, wie liebevoll, fürsorglich und vertraut beide miteinander umgehen. Dieser Eindruck täuscht nicht, die beiden sind schon seit stolzen 33 Jahren ein Paar, und ihre Geschichte ist mehr als berührend.
Die Reise der beiden beginnt Anfang der 90er-Jahre: Jeffrey war zu dieser Zeit 33 Jahre alt und als Berater der US-Armee in einem kleinem deutschen Dorf stationiert, in dem auch Wilfried lebte. Er hat mit Anfang 20 in einer Bank gearbeitet. Beide sahen sich zum ersten Mal in einem Club, Jeffrey erzählt: „Ich habe ihn hinter der Bar gesehen und wusste, das ist der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen werde.“
Das war der Auftakt einer schönen gemeinsamen Zeit in Deutschland. Allerdings war nie klar, wie lange beide in einer Stadt leben durften. Da Jeffrey als US-Soldat diente, war nie ganz sicher, wie lange er an einem Ort bleiben wird. Nach einem Jahr kam die Nachricht, dass Jeffrey nach Südkorea verlegt werden soll. Bis dahin trennten die beiden nur wenige Kilometer, doch zwischen Deutschland und Südkorea liegen fast 8.500 Kilometer. Sie mussten gezwungenermaßen eine Fernbeziehung eingehen, denn die Partnerschaft zu beenden kam für beide nicht infrage. Das alles passierte, bevor es WhatsApp, Skype & Co. gab, was die Art und Weise in Kontakt zu bleiben erschwerte. Unmöglich war es trotzdem nicht.
Die beiden finden, dass eine gemeinsame Routine wichtig für eine funktionierende Fernbeziehung ist. Als Jeffrey in Südkorea stationiert war, haben sie sich zehnseitige Briefe geschrieben in denen sie davon erzählten, was sie am Tag alles erlebt hatten. „Es war fast wie ein Tagebuch, was wir jeden Abend für den anderen geschrieben haben.“ So konnte der jeweils andere am Alltag teilhaben, ohne, dass sie ihn miteinander erlebten. Die auf den ersten Blick unspektakulären und irrelevanten Details, die die beiden einander erzählten sorgten dafür, dass ein Gefühl von Nähe bestehen blieb, welches auch in einer Fernbeziehung unverzichtbar ist.
Die Geburt des Internets erleichtert es heutzutage eine Fernbeziehung zu führen. Die Vorteile konnten auch Jeffrey und Wilfried genießen, als Jeffrey nach vielen Arbeitsjahren schließlich in Rente ging. Er fährt für die Wintermonate nach Florida, um dort Zeit mit seiner Familie und seiner Mutter, mit welcher er eine innige Beziehung führt, zu verbringen. Das Gefühl von Nähe konnten sie nun aufrecht erhalten, indem sie regelmäßig miteinander geschrieben oder telefoniert haben. Jeffrey steht sehr früh auf und ruft Wilfried in Deutschland noch vor seinem ersten Kaffee an, um ihn einen guten Morgen zu wünschen. Wilfried bleibt dafür nachts länger wach, damit sie sich gegenseitig eine gute Nacht wünschen können. „Wilfrieds Stimme zu hören ist so wohltuend für mich. Er muss nicht im selben Raum sein, wir müssen uns nicht berühren, aber solange ich in seiner Stimme hören kann, dass es ihm gut geht, solange bin ich beruhigt.“
Als die Pandemie die Welt überrollte, war Jeffrey gerade in Amerika und Wilfried in Deutschland. Jeffreys Flüge nach Deutschland wurden im Zuge der Reisebeschränkungen dreimal abgesagt. Die Beiden haben in der Vergangenheit einige Erfahrungen in ihrer Fernbeziehungen sammeln können, dennoch fanden sie die Zeit in der Pandemie nervenaufreibend. Das hin und her und die Ungewissheit über die Zukunft beschreiben sie als frustrierend. Wird Jeffrey überhaupt nach Deutschland einreisen können? Macht es Sinn bereits Flüge zu buchen, oder nicht? Wie ist das jetzt eigentlich mit der Aufenthaltserlaubnis?
Ich merke, wie all das nicht so erschütternd für beide war, wie ich es mir ursprünglich vorgestellt habe. Die Beziehung der beiden scheint so gefestigt zu sein, dass die Ferne ihnen nicht mehr so viel anhaben kann. In meinem Umfeld habe ich bereits öfters vom Gegenteil gehört, die Distanz hat in dem ein oder anderen Fall letztlich die Beziehung gekostet. Ich frage die beiden, ob sie denn irgendein „Geheimnis“ haben, damit sie ihre Beziehung trotz der Entfernung aufrecht erhalten konnten.
„Mit der Zeit wächst das Verständnis füreinander“ holt Wilfried aus. „Wir beide wussten einfach von Anfang an, dass wir füreinander gemacht sind.“ Vertrauen sei ein weiterer wichtiger Aspekt, wie er mir erklärt. Sie wussten von den Menschen, die zum engen Freundeskreis des Anderen gehörten, das schuf Vertrauen und ließ keinen Platz für Neid. Die beiden lebten all die Jahre nach dem Motto: „Wenn du die Situation nicht ändern kannst, dann führt es zu nichts, sich allzu sehr darüber zu ärgern. Es ist am Besten für beide, wenn man die Lage zu akzeptieren lernt und das Beste aus der Situation zu machen versucht.“
Jeffrey stimmt ihm mit einem Lächeln zu: „Weißt du, solange man sich liebt, sich gegenseitig vertraut und sich Mühe gibt, dann wird man schon einen Weg finden.“
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